Wassergefüllte Flutrinne

Bodengeographie

Aufsatz von Winfried Rosenberger und Prof. Dr. Karl-Josef Sabel

Der Landschaftsraum "Hessisches Ried" wird im vorliegenden Beitrag als der Raum verstanden, der sichtbar durch die fluviale Tätigkeit des Rheins geschaffen und weitergebildet wurde, d. h. das pleistozäne Hochgestade sowie die holozäne Aue. Nicht eingeschlossen ist folglich der Verlauf des Altneckars oder "Bergstraßenneckars" (Abb.).
 
Zu den wichtigsten bodenbildenden Faktoren zählen das Klima, das Relief, das Ausgangsgestein, die Wasserverhältnisse, Flora und Fauna, der Mensch und die Zeit. Auf die Faktoren wird bei der Beschreibung der jeweiligen Bodenlandschaften eingegangen. Zum Klima lassen sich dagegen allgemeingültige Aussagen treffen: Jahresdurchschnittstemperaturen 9,5°C, Jahresniederschlag 600 - 700 mm.

Anschrift der Autoren:

Winfried Rosenberger und Prof. Dr. Karl-Josef Sabel

Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Postfach 3209
65022 Wiesbaden

Aufsatz: Themen

Als Hochgestade wird folgend der Teil des Tieflandes des Oberrheins verstanden, der fast alle Ortschaften und historischen Verkehrstrassen trägt. Die Fläche ist in der letzten Kaltzeit (Würm) aufgeschottert und anschließend vor allem im Norden mit Hochflutlehmen bedeckt (Abb.: Flächen 3.5), im Süden mit Flugsand überweht worden (Abb.: Flächen 3.1, 3.2).

Schwerpunktmäßig im Süden Hessens haben gewaltige Sandstürme ihre Fracht in Form von Flugsanddecken und Dünenzügen hinterlassen. In dem sandigen Substrat sind in der Regel blass-braune Böden (Braunerde) entwickelt. Die Substrate sind, wenn überhaupt primär kalkhaltig, mittlerweile tiefgründig entkalkt. Geochemisch bestehen sie überwiegend aus sehr verwitterungsresistentem Siliziumoxid (Quarz) und untergeordnet aus Silikaten. Letztere können leichter verwittern, liefern das Eisen zur namensgebenden oxidativen Braunfärbung, allerdings wenig Alkali und Erdalkali zur Pflanzenernährung und nur vereinzelt Bausteine zur Tonmineralneubildung.

Die Grobheit der Sande erlaubt keine größere Wasserspeicherung, was die Böden auf Flugsand als saure, nährstoffarme Trockenstandorte kennzeichnet. Vor allem auf den Dünen können im Unterboden auch noch dünne, oft nur millimetermächtige Tonbändchen auftreten, die meist als verlagerter Residualton der Kalklösung zu interpretieren sind, was den Boden dann als Bänderbraunerde oder Bänderparabraunerde ausweist. Die Bänderung kann sogar bis in den Kies hinabreichen. Angesichts der Nährstoffarmut und mangelhaften Wasserspeicherung geringen landwirtschaftlichen Eignung sind die Standorte meist bewaldet und gerne mit tief wurzelnden, anspruchslosen Kiefern bestockt.

Der vor allem unter Wald geringe pH-Wert, der saure Böden charakterisiert, bietet Bodentieren, die den Bestandsabfall verarbeiten und die gespeicherten Nährstoffe dadurch wieder freisetzen, ein nur wenig einladendes Milieu. Infolgedessen treten sie nicht so zahlreich auf und zersetzen die organischen Makroreste nicht bis zum nächsten herbstlichen Streufall. Im Laufe der Jahre sammelt sich so organische Substanz auf dem Mineralboden an, was zu der unerwünschten Humusform Moder führt.

Verstärkt in den letzten Jahren kann beobachtet werden, dass der Spargel- wie auch der Gemüseanbau vermehrt die sandigen Böden bevorzugt. In diesem Falle werden der gute Lufthaushalt, die dadurch zeitige frühjährliche Erwärmung und die leichte Bearbeitung der Sande geschätzt.

Das äußerst durchlässige Substrat und der Mangel an nennenswerten Tongehalte haben ein sehr begrenztes Speicher- und Absorptionsvermögen zur Folge, für Nährstoffe wie für Schadstoffe. Verstärkt wird die Empfindlichkeit dieser Böden noch durch den niedrigen pH-Wert und den instabilen Humuskörper. Offen liegende, vegetationsfreie Flugsande können bei heftigen Stürmen auch heute noch schnell reaktiviert werden.

Nördlich von Einhausen wird die Flugsanddecke geringmächtiger und setzt allmählich ganz aus und stattdessen steht ein lehmig-sandiges Hochflutsediment der letzten Kaltzeit an (Abb.: Flächen 3.5). Es ist selten mächtiger als 2 m und bedeckt kaltzeitlichen Flusskies und -sand. Die Bodenbildung setzte wahrscheinlich schon am Ende der Kaltzeit ein, mit Sicherheit aber seit Beginn unserer derzeitigen Warmzeit (Holozän) vor ca. 12000 Jahren.

Das Ausgangsgestein der Bodenbildung unterscheidet sich vom Flugsand grundlegend. Es enthält eine wesentlich größere Menge an verwitterungsfähigen Silikaten, die zudem mit vergleichsweise größerer chemischer Reaktionsoberfläche vorliegen als bei Sanden. Der initiale Entkalkungsprozess dürfte wesentlich langsamer abgelaufen sein, da die zu lösende Kalkmenge größer und die Durchspülung des Substrates und somit die Abfuhr des Kalkes wegen der feineren Korngröße deutlich gehemmt war. Analog sank der pH-Wert nur zögerlich und die Tonminerale banden wieder einen Teil des gelösten Kalziumkarbonates.

Erst ab der Mitte des Holozäns ist damit zu rechnen, dass auch die Tonminerale innerhalb des Bodenprofils nach unten verlagert wurden. Es entstand in den Böden eine Horizontierung, die unter dem dunkel gefärbten humosen Oberboden (ca. 10 cm) einen hellbraunen, an Ton verarmten Horizont (ca. 50 cm) aufweist, dem nach unten der kräftig braune, mit Ton angereicherte Horizont (ca. 60 cm) folgt. Diese Horizontabfolge ist typisch für die so genannte Parabraunerde.

Die lehmige mineralische Matrix besitzt eine hohe Wasserspeicherfähigkeit, die gerade im niederschlagsarmen Oberrheingraben große Bedeutung gewinnt. Der Tongehalt des Bodens gewährleistet eine gute bis sehr gute natürliche Nährstoffversorgung und Düngefähigkeit, die durch die geringe pH-Wert-Absenkung und das basenreiche Milieu gestützt wird. Als Humusform tritt unter Wald der Mull auf, der angesichts der fehlenden Humusauflage eine schnelle Streumineralisierung und ein höchst aktives Bodentierleben belegt.

Diese Böden, die oberhalb des Hochwasserniveaus in einer völlig ebenen Fläche liegen, sind für die landwirtschaftliche Nutzung ideal und wurden daher schon im Neolithikum von den ersten Ackerbau treibenden Gesellschaften besiedelt. Die Jahrtausende währende Beanspruchung der Böden hat auch ihre Wunden hinterlassen. Trotz der Ebenheit der Fläche treten stellenweise erhebliche Erosionsschäden auf, die auf das Verschleppen des an der Pflugschar anhaftenden Bodenmaterials zurückzuführen ist und die das Bodenprofil nach und nach verkürzt.

Dieser Prozess ist meist unmerklich und schleichend und wird durch Bodenneubildung nach unten nicht kompensiert. Das Bodenmaterial wird in der gefällearmen Landschaft nicht weit fort getragen, sondern beim Wenden des Pfluges am begrenzenden Weg oder Ackerrain wieder abgeschlagen. Über die lange Nutzungszeit erhöhen sich die Wege allmählich auf Kosten der erodierten Bereiche der Äcker und die Landschaft wird von lang gezogenen Rücken, den Ackerbergen, durchzogen. Diese Bodenmaterialanhäufungen nennt man Kolluvisol.

Wo dagegen der gesamte Boden verloren gegangen ist und der darunter folgende Kalkausfällungshorizont freigelegt wurde, leuchtet gerade nach dem frischen Pflügen das helle Rheinweiß (siehe unten) entgegen. Bodenkundlich spricht man dann von einer Pararendzina, einem weit fortgeschrittenen Erosionsstandort, da unterlagernd nur noch die sandig-kiesige, unfruchtbare Terrasse folgt.

Wo noch feinere Sedimente zur Ablagerung kamen, die zudem noch durch die Tonverlagerung im Unterboden verdichteten, entwickelten sich staunasse Standorte, die durch eine gehemmte Bodenwasserversickerung gekennzeichnet sind (Pseudogley). Diese Böden leiden darunter, dass sie zu viele der engen Poren, die das anfallende Sickerwasser speichern, zugleich aber zu wenig gröbere Poren haben, die auch für einen ausgeglichenen Lufthaushalt sorgen.

Über dem verdichteten Unterboden staut das Sickerwasser längerfristig vor allem im Winterhalbjahr und nach Niederschlagsperioden, und verdrängt die sauerstoffhaltige Luft. Es entsteht ein anaerobes Milieu und die einsetzende Eisenreduktion färbt die Oberböden grau. Zugleich wird im Unterboden die Restluft eingeschlossen. Ein Teil des Stauwassers sickert an einzelnen Klüften und Grobporen sehr langsam in den Untergrund, färbt diese gleichfalls grau, während der verbliebene Sauerstoff im Kontaktbereich Rostflecken hinterlässt. Diese signifikante Bodenfärbung nennen Bodenkundler "Marmorierung".

Landwirte meiden hier den Kulturpflanzenanbau, da ihr Wurzelraum von dem verdichteten Unterboden eingeschränkt wird und unter periodischer Sauerstoffarmut leidet. Meist sind diese Pseudogleye sauer und basenarm, da die Pflanzennährstoffe und Basen wegen des Bodenwasserüberschusses im Oberboden lateral abgeführt oder in Eisen-Mangan-Konkretionen eingeschlossen sind. Im Frühjahr sind die Böden meist wassergesättigt und erwärmen nur verzögert und haben im Vergleich zu den gut durchlüfteten Böden eine viel später einsetzende Vegetationsperiode. Wenn sie nicht bewaldet sind, dominiert eine Grünlandnutzung.

Allen Böden des Hochgestades gemeinsam ist ein weiterer pedogener Prozess, dessen Ergebnis das "Rheinweiß" darstellt. Die Obergrenze des Grundwasserschwankungsbereichs lag längere Zeit im Hochflutlehm und das kalkhaltige Wasser drang kapillar in das dichtere Material ein und verblieb als Feldkapazität auch nach Absinken des Grundwasserspiegels im Boden. Nach Verdunsten des Wassers fällte der gelöste Kalk im Boden aus. Der Vorgang wiederholte sich sehr häufig und hatte eine mächtige Kalkanreicherung zur Folge. Der Kalkanreicherungshorizont härtet nach Trockenfallen durch Grundwasserabsenkung oder jahreszeitlichen -absinken zu einer festen, stellenweise metermächtigen Bank aus.

Die Aue des Rheins besteht aus einer Vielzahl von Mäandergenerationen, die sich ineinander verschnitten (Abb.: Flächen 4.4). Ihr morphologischer Aufbau und die Sedimentverteilung sind prinzipiell immer gleich. Sie gliedern sich in einen Mäanderbogen, dem heutigen Altlauf, und in das von ihm umfasste jeweils jüngste Entwicklungsstadium der Umlauffläche, bevor der Durchbruch an der engsten Stelle erfolgte und den Mäander inaktivierte.

Da die Mäander sich allmählich ausdehnen, birgt die Umlauffläche die einzelnen Stadien der im Gleithang erfolgten Ablagerungen. Der Unterbau besteht aus einem Sand- und Kieskörper, der von feinkörnigeren, kalkhaltigen Auensedimenten bedeckt wird. Die Flächen gliedern sich in eine Vielzahl von Altlaufrinnen und Dammuferwällen, was auch für manche Altläufe zutrifft.

Erst wenn die nächst jüngere Mäandergeneration sich einschneidet und der Grundwasserspiegel absinkt, fallen die jeweils älteren Auensedimente trocken und es kann eine grundwasserfreie Bodenbildung einsetzen. So haben auch die ältere und mittlere Mäandergeneration typische Rheinweißhorizonte, die jüngere Mäandergeneration, die noch weitgehend im aktuellen Grundwasserschwankungsbereich liegt, nicht.

Die mittlere Mäandergeneration zeichnet sich durch wesentlich engere Altlaufradien und auffallend geringe Flussbreiten mit nur einem Stromstrich aus. Auffallendes Merkmal der Umlauffläche ist bis auf die Uferwälle die Feinkörnigkeit und der scheinbar hohe Humositätsgrad der Auensedimente, der durch den gleichmäßig und sehr fein verteilten Humus vorgetäuscht wird.

Die Genese dieser Ablagerungen muss auf einen Wandel des Abflussregimes zurückgeführt werden, da die feinkörnigen Ablagerungen sehr ruhige, Stillwasser ähnliche Sedimentationsbedingungen erfordern. Zugleich setzt der Humusgehalt im Sediment eine hohe Produktion von Biomasse voraus. Die mittlere Mäandergeneration wurde wohl spätestens ab dem Atlantikum (ca. 8000 a vor heute) angelegt, eine Zeitphase, die als Klimaoptimum des Holozäns wärmer (1 - 2°C) und niederschlagsreicher als das derzeitige Klima war. Offensichtlich hatte der Fluss eine starke, aber sehr ruhige und gleichmäßige, Wasserführung. Die "Schwarzen Tone" kamen nämlich nicht nur auf der Mittleren Mäandergeneration zur Ablagerung, sondern auch in den Rinnen und Senken der Älteren Mäandergeneration. Im Norden des Riedes auf den Mäandern zwischen Leeheim und Astheim wurden gar die Flächen der älteren Mäandergeneration überdeckt und die verbreiteten Tschernoseme begraben und dadurch fossiliert.

In den tonreichen Substraten haben sich Pelosole, umgangssprachlich als Brummelochsen-Böden bekannt, entwickelt, deren charakteristischer bodenbildender Prozess die Peloturbation ist. Damit wird der Wechsel von Quellen und Schrumpfen des Substrates beim Befeuchten bzw. Austrocknen verstanden. Bei sehr häufiger Wiederholung dieser Prozesse bildet sich ein typisches Säulengefüge mit an den Seiten oft glänzenden Tonhäutchen heraus. Während die Bodenmatrix im feuchten, aufgequollenen Zustand offensichtlich völlig strukturlos vorliegt, spalten sich beim Schrumpfen einzelne Gefügeelemente ab. Diese Substratstrukturierung wird nach und nach immer stabiler, die Säulenaußenseiten stoßen immer wieder aneinander, so dass sich dort die Tonminerale flächig anordnen und wie ein Hautüberzug wirken. Vor allem im Sommer nach längeren Trockenperioden entstehen tiefe Risse (bis 50 cm Tiefe), in die auch Pflanzensubstanz hineinfallen kann, die beim folgenden Quellen im Boden "einverleibt" wird.

Die Tone besitzen ein deutliches Übergewicht an Fein- und Feinstporen, die zwar sehr viel Wasser speichern, es aber wegen der Adhäsionskräfte in den Poren nicht versickern lassen. Wegen der weitgehenden Stagnation des Bodenwassers verzögern sich auch viele Verwitterungsprozesse zumal im gequollenen Zustande auch keine Oxidationsprozesse erfolgen.

Da die Wurzeln Mühe haben das Substrat zu durchdringen, sind die Pelosole als Pflanzenstandort sehr problematisch. Im ausgetrockneten Zustande werden die Aggregate steinhart, feucht dagegen dicht und luftarm. Zudem führt die Peloturbation zu Wurzelbeschädigungen. Trotz der hohen Wasservorräte sind die meisten Pflanzen nicht in der Lage die nötige Saugspannung zu entwickeln, um sie dem Boden zu entziehen. Die Böden sind vor allem nach der Ernte an dem auffallenden Kluftnetz zu erkennen. Im Gegensatz zu den Böden der älteren Mäandergeneration zeigen die meisten Standorte der mittleren rezente Grundwassermerkmale vornehmlich im Unterboden. Lediglich die meist die Rinnen begleitenden Uferdämme weisen rein terrestrische Bodenbildungen auf. Die Altläufe sind überwiegend vermoort.

Die Altläufe der ältesten Rheinmäander schneiden sich mit einer markanten Stufe in das Hochgestade ein. Sie sind auffallend breit und in torfhaltige Rinnen und sandige Dammuferrücken gegliedert. Die Umlauffläche, die durch eine Vielzahl kleiner, mit tonigen Auensedimenten verfüllten Rinnen gegliedert ist, trägt bis auf einige Areale weniger sandige Sedimente als das Hochgestade. Das Trockenfallen dieser ältesten Mäandergeneration und der Beginn der terrestrischen Bodenbildung setzte wohl während des Boreals, vor ca. 8000 bis 9500 Jahren ein.

Charakteristisch für diese Mäandergeneration sind tief humose Böden mit Mächtigkeiten bis ca. 60 cm (Schwarzerden, Tschernoseme). Ihre Genese wird auf intensive Bioturbation zurückgeführt. Während des Boreals herrschte am Oberrhein ein kontinentales, durch trocken-heiße Sommer und kalte Winter gekennzeichnetes Klima, das ein wenig dem der osteuropäischen Steppenlandschaften ähnelte. Für ein reines Grasland gibt es allerdings keine ausreichenden Belege, doch darf man auf den kalkhaltigen, äußerst nährstoffreichen Auensedimenten üppiges Krautwachstum in den Wäldern voraussetzen, die einem extrem reichen Bodentierleben überreichlich Nahrung boten. Die schnell mineralisierte organische Substanz wurde vornehmlich von Regenwürmern konsumiert und in den Boden eingewühlt (Bioturbation).

Dabei entstanden die für Schwarzerden so typischen, dunkel färbenden sehr stabilen Ton-Humus-Komplexe. Die niederschlagsarmen Klimaverhältnisse und die kalten Winter verhinderten die Entkarbonatisierung, Basenverarmung und pH-Wert-Absenkung und bewahrten die optimalen Bedingungen für die Bioturbation. Trotz der im Atlantikum einsetzenden maritimeren Klimabedingungen konnten sich diese Böden großflächig als Relikte erhalten, Weiterentwicklungen oder gar Neubildungen können nicht beobachtet werden. Auf etwas sandigeren Substraten setzte die Entkalkung früher und schneller ein, Humus wurde abgebaut und Silikate verwittert. Die Folgen sind ein saures Milieu, Tonmineralneubildung und -verlagerung: die Schwarzerden/Tschernoseme "degradierten" zu Parabraunerden.

Die ökologische Bewertung der Parabraunerden des Hochgestades wird von den Tschernosemen der älteren Mäandergenerationen noch deutlich übertroffen. Daher verwundert die intensive ackerbauliche Nutzung der Flächen nicht, die gleichfalls schon im Neolithikum einsetzte und auch die gleichen Folgen der Bodenerosion und Ackerbergbildung zeitigte. Die Bodenverluste sind umso bedauerlicher, da die Bodenbildung weniger tief als bei der Parabraunerde reicht und die Schwarzerden als Böden einer gänzlich anders gestalteten vorzeitlichen Umwelt eine Archivfunktion besitzen.

 Eine starke Differenziertheit der Bodengesellschaft zeigen die trocken gefallenen Altläufe, die durch zahlreiche linsen- bis tropfenförmig gestreckte Rücken und Rinnen, die Sandbänken, Uferdämmen bzw. Bereichen höchster Fließgeschwindigkeit des einstigen Flusslaufes entsprechen. In vielen Rinnen entstanden nach der Abschnürung in den Wasser erfüllten Altläufen "Niedermoore" mit z. T. 3 - 4 m mächtigen Torflagen.

Niedermoore, die von einem sehr hohen Grundwasserstand an oder nahe Geländeoberfläche genährt werden, entstehen durch die Anhäufung postmortaler organischer Substanz, die in dem anaeroben Milieu nicht verwest und daher erhalten bleibt. Die Torfmasse besteht folglich aus mehr oder weniger intensiv zersetzten Pflanzenresten. Da das Grundwasser kalkhaltig ist, sind die Niedermoore des Riedes eutroph mit hohem Basengehalt.

Neben ihrer Seltenheit und ihrer Funktion als besonderer Pflanzenstandort besitzen Niedermoore eine bedeutsame Archivfunktion. Durch die erhaltenen Pflanzengesellschaften, aber auch durch die eingetragenen Pollen, lassen sich angesichts der leichten Datierbarkeit organischer Substanz vorzeitliche klimatische und ökologische Umweltbedingungen, selbst kulturell-gesellschaftliche Verhältnisse rekonstruieren. Intakte Moore sind land- oder forstwirtschaftlich nicht nutzbar. Dennoch besitzen Moore nur noch selten ihr ursprüngliches Profil. Hingegen ist die Wasser-, Gefüge- und Nährstoffdynamik meistens durch Entwässerungs- und Nutzungsmaßnahmen gestört und verändert worden. Der massivste Eingriff ist die Torfentnahme selbst, die eine Totalzerstörung des Bodens zur Folge hat. Wesentlich weiter verbreitet ist die Entwässerung. Sie beabsichtigt in der Regel eine Trockenlegung, um das Moor wegen seiner enormen Stickstoff- und Basenreserven in die landwirtschaftliche Nutzfläche zu integrieren.

Da die Torfprofile immer wieder Einlagerungen mineralischer Substanz haben, stellenweise sogar von lehmig-tonigen Ablagerungen überdeckt sind, versprach die Urbarmachung noch bis in jüngste Zeit wirtschaftlichen Gewinn. Die Veränderung der Wasserverhältnisse leitet sofort den aeroben Humusabbau ein, die Mächtigkeit schrumpft und das Gefüge bricht zusammen: das Niedermoor vererdet. Der Versuch, durch Wiedervernässung den Zerstörungsprozess rückgängig zu machen, gelingt nicht, sondern man kann nur auf neues Moorwachstum auf dem Restmoor hoffen.

Andere Rinnen sind mit feinkörnigen bis tonigen Stillwassersedimenten gefüllt. Auch sie besitzen einen relativ hohen Grundwasserstand, doch nicht so extrem wie die Moore. Die erhabenen Rücken sind dagegen nur im tieferen Untergrund vom Grundwasser beeinflusst. Den landschaftlichen Reiz dieser Altläufe macht die enge Nachbarschaft so unterschiedlicher Standorte aus.

Die sehr weiten Krümmungsradien der Altläufe, aber auch gestreckte, auffasernde Verläufe der jüngeren Mäandergeneration etwa seit dem Subboreal (5500 bis 6000 vor heute) deuten einen erneuten Wechsel des Abflussverhaltens des Rheins an. Es kommen vorwiegend sandig-schluffige und durchweg kalkhaltige Auensedimente zur Ablagerung, was mit einer erneuten Zunahme der Abflussmenge erklärt wird. Dies ist sicher nicht allein mit der Klimaungunst des Subatlantikums zu begründen, da der Oberflächenabfluss auch durch die Rodungstätigkeit des Menschen und der extremen Ausweitung der landwirtschaftlich genutzten Flächen gefördert wurde.

Charakteristisch sind durch den hohen Grundwasserstand semiterrestrische Böden, wie Vegen und Auengleye. Während die älteren Flächenelemente dieser Mäandergeneration noch Rheinweißausbildung aufweisen, trifft dies für die jüngeren nicht mehr zu, da sie noch im rezenten Grundwasserschwankungsbereich liegen. Das juvenile Alter, die dynamische, fortwährende Sedimentation und die junge Formung erklären die fehlende Vertorfung der Altlaufrinnen, eine Niedermoorbildung ist allenfalls im Anfangsstadium. Infolge des Ausbaus der Deichanlagen, die die Retentionsräume noch mehr einengen und die Fließgeschwindigkeit erhöhen, verschiebt sich das Korngrößenspektrum noch stärker zum Sand. In ihm haben die Böden erst das Entwicklugsstadium der Auenpararendzina erreicht.

Die Rheinbegradigung und der Mäanderdurchstich am Kühkopf im vorletzten Jahrhundert gaben der Flussrinnenvertiefung und dem Sedimenttransport neue Impulse. Zur Sicherung der Flussufer wurden Ende des 19. Jahrhunderts Buhnen angelegt, die direkt am Ufer eine sandige und ausgesprochen kiesige Auensedimentation fördern, in denen Auenlockersyroseme ausgebildet sind. Die jüngsten, sehr häufigen Überflutungen ausgesetzten Auenbereiche sind anthropogen besonders stark beeinflusst. Während die Auensedimente jenseits der Dämme keine bemerkenswerten Schadstoffbelastungen aufweisen, sind vor dem Dammsystem z. T. sehr hohe Metallanreicherungen nachweisbar.

Sie konzentrieren sich auf die jüngsten Sedimente, was den Schluss nahe legt, dass sie anthropogen verursacht mit der Entwicklung der Industrie in Beziehung stehen. Erfreulich ist aber die Abnahme der Belastungen in den allerjüngsten Ablagerungen, was offensichtlich als ein Beweis für den Erfolg der Bemühungen für eine verbesserte Wasserqualität im Rhein zu werten ist.